Johann Kaspar List
1881 bis 1960

 


Johann Kaspar wurde im April 1881 in Nürnberg geboren. Seine Mutter Anna Barbara Eck, geb. List war zu dieser Zeit bereits seit 2 Jahren Witwe. Sie zog nach dem Tode ihres Mannes Carl Friedrich Heinrick Eck 1879 mit dessen Photographiebude weiterhin von Messe zu Messe, um den Unterhalt für ihre Kinder zu verdienen. Einige Monate nach der Geburt von Johann Kaspar wurde sie vor Gericht zitiert und nach dem Kindesvater befragt. Sie weigerte sich nachdrücklich, diesen zu benennen. Sie würde sich schon selbst um den Unterhalt ihres Sohnes kümmern, war ihre Aussage. Sie brachte Johann Kaspar bei Pflegeeltern in Nürnberg unter und ging erneut auf Reisen und ihrem Broterwerb nach.


Johann Kasper verbrachte mit seiner Mutter also nicht sehr viel gemeinsame Zeit. Seine Mutter unterhielt aber trotz ihrer vielen Reisen immer eine Wohnung in Nürnberg. So war die Unterkunft während Ihrer Aufenthalte in Nürnberg gesichert – und sie konnte den Kindern stets ein Dach über dem Kopf bieten. Die Mutter verstarb am 29. Oktober 1894 im Alter von 55 Jahren in Nürnberg, Johann Kaspar war gerade 13 Jahre. Vaterlos - und nun auch ohne Mutter blieb er alleine zurück.


Möglicherweise wurde er von einem seiner erwachsenen Geschwister, derer wenigstens 11 an der Zahl waren, aufgenommen oder seine bisherigen Pflegeeltern sorgten weiterhin für ihn. Außerdem hatte die Mutter Geschwister, die sich eventuell um eine Unterbringung kümmerten. 14 Jahre später finden wir wieder eine Spur von ihm.





Er lebte nun in Lengfurt. Der kleine Ort ist vor allem bekannt wegen seiner Weinberge und lag einstmals an der Handelsstraße zwischen Frankfurt am Main über Würzburg und Nürnberg nach Regensburg. Eine Furt (Lange Furt genannt) führte über den Main nach Aschaffenburg.


Womöglich zog er schon einige Zeit zuvor den Main abwärts und blieb mal hier, mal dort wenn es sich ergab und er Arbeit bekam. Wieso er diese Richtung einschlug werden wir nicht mehr erfahren.


In Lengfurt ging Kaspar am 18. April 1908 den Bund der Ehe ein. 2 Tage später folgte die kirchliche Trauung. Seine Braut Barbara, eine junge Witwe, war im Mai 1881 in Aschbach Kreis Schlüsselfeld geboren und lebte nun mit Ihren Eltern, Kunigunde und Jakob Haas, in Lengfurt. Vielleicht kannte Kaspar sie bereits aus Aschbach und war ihr nach Lengfurt gefolgt oder sie reisten sogar gemeinsam?! Wie auch immer – genau 5 Monate später kam ihr gemeinsamer Sohn zur Welt.


Sehr wahrscheinlich arbeitete Kaspar in der Zementfabrik von Lengfurt, denn seine Trauzeugen waren Fabrikarbeiter. Die Fabrik ging 1901 in Betrieb. Die Folge davon war ein zunehmender Verkehr über den Main zum Bahnhof Trennfeld. Die feste Mainquerung löste ab 1904 die neue Brücke ab.


Nach einigen Jahren in Lengfurt rief jedoch erneut die Fremde. Frankfurt am Main lockte und so machte er sich mit Frau und Kind auf den Weg.


Wir treffen ihn mit seiner Famile in Frankfurt am Main wieder an und zwar in der Nähe des Westbahnhofes in der Ederstraße - gegenüber dem "alten" Elisabethen Krankenhaus. Kaspar übte den Beruf des Schleifers aus. Seine Ehe mit Barbara lief jedoch nicht gut.


 

Sein Sohn heiratete 1929 und zog bald darauf in die Hafenstr.


Die junge Familie bekam in den Folgejahren zwei Söhne. Alles lief gut.


Seit den Kommunalwahlen 1933 veränderte sich das Bild von Frankfurt zusehends. Der neue Oberbürgermeister hieß jetzt Friedrich Krebs. Die ersten Schritte zur Machtergreifung durch die NS waren vollzogen.


1936 marschierten die ersten Verbände der Wehrmacht in Frankfurt ein. Die Menschen waren nun einer permanenten Bespitzelung ausgesetzt. Jeglicher Widerstand wurde mit Gewalt gebrochen. Die Schreckensherrschaft gipfelte vorerst in der sogen. Reichskristallnacht am 09. November 1938.


Mit Beginn des 2.ten Weltkrieges kam es über Frankfurt zwischen 1939 und 1943 meist zu kleineren Luftangriffen, gegen Ende des Jahres 1943 dann auch zu Großangriffen.


Barbara stirbt am 25. Oktober 1943 im Elisabethen Krankenhaus. Über die Todesumstände ist nichts bekannt. Womöglich spielten die ersten Großangriffe auf Frankfurt eine Rolle.


Die schlimmsten Luftangriffe ereigneten sich am 18.-und 22. März 1944. Neben 3000 bis 4000 Sprengbomen wurden etwa zwei Millionen Brandbomben abgeworfen. Nichts war mehr, wie es einmal war.


Im Mai 1944 heiratete Kaspar mit 63 Jahren seine zweite Frau Klara in Frankfurt. Das Paar lebte zum Zeitpunt ihrer Heirat bereits gemeinsam in der Ederstr. Nach den letzten Luftangriffen im März 1945 und der Besetzung Frankfurts durch US-Truppen kehrte langsam wieder so etwas wie Normalität ein. Kaspers Kinder und Enkel hatten glücklicherweise alle überlebt.


Die Versorgungslage blieb allerdings auch nach Kriegsende ausgesprochen schlecht. Die Lebensmittel mussten nach wie vor extrem rationiert werden. Die Menschen hungerten und viele lebten in Trümmern, was gerade im Winter viele Opfer forderte. Die Währungsreform 1948 brachte langsam die Wende und in den nächsten beiden Jahrzehnten erfuhr Frankfurt am Main einen rasanten wirtschaftlichen Aufschwung.


Die Jahre nach Kriegsende waren für Kaspar also mehr als nur hart. Mit seiner Frau Klara zog er später nach Oberhöchstadt im Taunus. Dort lebt er mit ihr gemeinsam bis zu ihrem Tod im Januar 1960.





Die letzten Monate seines Lebens verbrachte Kaspar im Meerholzer Schloss bei Gelnhausen. Das Schloß diente vormals der Stadt Frankfurt am Main als Landschulheim und seit 1946 als Alten-u. Pflegeheim.

Bereits im Dezember 1960 geht Kaspar auf seine letzte Reise.


Kaspar schaute stets vorwärts und niemals zurück.



Abschriften/Auswertungen aus Tauf-, Heirats- und Sterberegister stammen aus dem Landeskirchlichen Archiv Nürnberg mit freundlicher Unterstützung durch Fr. A. Müller, Archivoberinspektorin. Das Protokoll des Königl. Bayer. Amtsgericht Nürnberg (AG Nürnberg, Pflegschaftsakten, Nr. 346/1881)ist ein Restakt aus dem Staatsarchiv Nürnberg. Persönliche Einsicht in die Heiratsmatrikel der Kirchenbücher des kath. Pfarramtes Lengfurt/Triefenstein.




 

 

 

 

 

 

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Josephine Kühner 60437 Frankfurt am Main